Projekt Wir Hier

WIR HIER

Menschen und wo sie leben: Fotoplakatausstellung und Videoinstallation im öffentlichen Raum

Ein Artikel über das Projekt WIR HIER ist in veränderter Form auch in der Broschüre ‚Materialien für eine inklusive Medienpädagogik‚ erschienen.
Das Projekt fand 2009 im Remscheider Stadtteil Hasenberg statt. Mit dem Projekt wurde den dort lebenden Menschen ermöglicht, sich mit ihrer Kultur und ihrem Lebens- und Wohnumfeld gestalterisch auseinanderzusetzen.

Durchgeführt wurde WIR HIER vom Medienbereich des soziokulturellen Jugendzentrums „Die Welle“. Dieser führt regelmäßig inklusive medienpädagogische Projekte mit unterschiedlichen Zielgruppen durch.
Der „Hasenberg“ in Remscheid-Lennep ist ein Wohngebiet, in dem in Hochhaussiedlungen viele Familien mit Migrationshintergrund und deutsche Familien mit geringem Einkommen leben. Dieser kulturellen und sozialen Vielfalt steht kein adäquates kulturelles Angebot gegenüber.
Grundlage des Projekts waren die langjährigen Kooperationen von „Die Welle“ mit unterschiedlichen Institutionen und ihren Zielgruppen, welche als Teilnehmende in das Projekt eingebunden wurden, im Stadtteil:

  • Besucherinnen und Besucher des Seniorentreffs der Interessengemeinschaft Hasenberg
  • Bewohnerinnen und Bewohner des Augusta-Hardt-Heims (AHH) – ein Wohnheim für ältere Menschen mit psychischen Erkrankungen
  • Kinder und Jugendliche des Stadtteils – offenes Ferienangebot
  • Jugendliche der evangelischen Kirchengemeinde (JÜXX)

Motiv aus dem Projekt Wir HierIm Frühjahr 2009 machten sich die Projektteilnehmenden daran, ihren Stadtteil mit Foto- und Videokameras zu entdecken.  Vor allem die Wege, die Bebauung und die Nähe zur Natur standen im Mittelpunkt der Dokumentationen. Genauso warfen sie einen Blick auf Kuriositäten des täglichen Lebens, wie Schilder, Symbole und Müll und dokumentierten Plätze, Räume und Orte für Jugendliche im Stadtteil.
Gerade für die Teilnehmenden mit psychischen Erkrankungen war es eine völlig neue Erfahrung sich in dieser Art und Weise durch den Stadtteil zu bewegen. Der Umgang mit dieser Art von Medien spielt in ihrem Alltag bisher keine große Rolle. Selber etwas zu produzieren, was nachher von vielen Menschen betrachtet wird, war ihnen völlig neu.
Planen werden gehängt

Während seiner Laufzeit wurde das Projekt immer wieder im Stadtteil präsentiert – beispielsweise auf Stadtteilkonferenzen und bei der Präsentation der Kinder in den Sommerferien. Es gelang so das Projekt im „Gespräch“ zu halten.
Eine besondere Wendung bekam WIR HIER, als mit der Wohnungsbaugesellschaft GEWAG die endgültigen Standorte der Plakate geklärt werden sollten. Bei der Präsentation der Entwürfe erkannte der Vorstand die hohe Qualität der Arbeit.
Es wurde entschieden, dass die Entwürfe nicht wie geplant auf Papier, sondern auf großformatige LKW-Planen gedruckt und verschraubt werden sollten. Durch die dauerhafte Anbringung ist das Projekt jetzt viel nachhaltiger im Stadtteil präsent.

Das Besondere an diesem Projekt ist, dass durch die mediale Beschäftigung mit ihrem Lebensumfeld für die am Projekt Beteiligten eine neue und andere – oft detailliertere Sichtweise – eröffnet wurde. Dies, obwohl die meisten bereits seit vielen Jahren im Stadtteil leben.
Durch die dauerhafte Präsenz der Plakate profitieren aber auch die nicht in das Projekt involvierten Menschen von der optischen Aufwertung ihres Lebensumfeldes.
Eine vergleichbare Arbeit ist auch in andere Stadtteile, Kleinstädte oder Dörfer übertragbar. Wichtig ist dabei eine – zumindest lose Vernetzung – einzelner Gruppen oder Institutionen. Auch so kann inklusive Arbeit weiter vorangebracht werden.
Bild in Bild aus dem Projekt Wir Hier

Da die Form der Präsentation verändert werden kann (zum Beispiel in eine Fotoausstellung) und Aufgabenstellungen für unterschiedliche Zielgruppen eine Anpassung der Inhalte und Ausdrucksformen ermöglichen, eignet sich ein Projekt wie WIR HIER sehr gut für die Arbeit im Bereich der inklusiven Medienarbeit.
Menschen mit und ohne Handicap haben die Chance kreativ an ihrer Umwelt teilzuhaben und sich am Gestaltungsprozess zu beteiligen. Am Ende steht ein Ergebnis, welches als Kunst im öffentlichen Raum vielen Menschen zugänglich ist.