Carola Werning/ barrierefrei kommunizieren!
Menschen ohne verständliche Lautsprache (z. B. Mutisten, einige Autisten, aufgrund einer Körperbehinderung, Unfall oder Krankheit) profitieren von schriftbasierten Talker-Apps. Dabei wird schriftlicher Text in gesprochene Sprache umgewandelt – das mobile Gerät wird zur Stimme der nutzenden Person. Um die Kommunikationsgeschwindigkeit zu erhöhen, sollte die Möglichkeit angeboten werden, Sätze und Satzbausteine vorab einzuspeichern. Es gibt kostenpflichtige, z. T. recht teure, Apps, die unterschiedlich umfangreiche Zusatzfunktionen, Anpassungs- und Ansteuerungsmöglichkeiten (z. B. Augensteuerung) bieten, wie z. B. Assistive Express German (iOS, ca. 25 Euro) und Predictable (iOS, Android, ca. 200 Euro). Darüber hinaus gibt es aber auch kostenfreie Apps, die man z. B. in Medienprojekten bei Bedarf schnell zur Verfügung stellen kann oder die man einfach mal vergleichend testen kann (z. B. in Workshops rund ums Thema „Barrierefreie Kommunikation und assistive Technologien“). Eine Auswahl stellen wir hier vor:
Vocable AAC
Die kostenfreie App Vocable AAC kann sowohl auf iOS- als auch auf Android-Geräten heruntergeladen werden, kommt in kontraststarker Optik her und ist sehr einfach zu bedienen. Die Reihenfolge der Kategorien kann geändert werden (damit kann beeinflusst werden, welche Sätze zuerst angezeigt werden) und eigene Sätze können hinzugefügt werden. Bei Geräten, die das ermöglichen – in unseren Test bei einem Samsung Galaxy A51 – wird die App nach dem Start standardmäßig mit dem Kopf gesteuert (erkennbar am orangen Punkt, Links werden ausgelöst, indem länger über einer Schaltfläche verweilt wird). Natürlich kann die App auch über Touch gesteuert werden.

SprachAssistent AAC
SprachAssistent AAC gibt es für iOS und Android – jedoch steht nur für Android eine kostenfreie Basisversion zur Verfügung (iOS ca. 20 Euro). Die App bietet ebenfalls die Möglichkeit, über den +Button eigene Kategorien und Sätze zu erstellen – bzw. durch längeres Drücken auf einen Button zu löschen. Großes Plus der App (und im Unterschied zu den anderen hier vorgestellten Apps): Es ist möglich, Wörter und Phrasen aus verschiedenen Kategorien zu längeren Aussagen zu kombinieren. Außerdem enthält die App einen „Zeige“-Modus – in diesem wird der Text groß und bildschirmfüllend dargestellt. Zusätzlich kann man auch mit einer Klingel auf sich aufmerksam machen, bevor man die App für sich sprechen lässt. In den Einstellungen findet man viele weitere Optionen für die individuelle Anpassung der App. Viele Möglichkeiten für kein (bei Android-Geräten) bzw. wenig Geld (iOS). Ausführliche App-Infos (auf englisch).

TipTalk
TipTalk wurde von Ralf Rosenkranz ursprünglich für ALS-Patienten entwickelt, um ihnen wieder eine Stimme zu geben. Die App macht aus jedem gängigen Android-Smartphone einen schriftbasierten Talker. TipTalk ist im Google-PlayStore als kostenloses Demo veröffentlicht, eine Apple-Variante ist in Vorbereitung. Aktuell gilt folgendes Angebot: Die ersten 1000 User erhalten die Demo-App dauerhaft kostenlos, d. h. sie wird nicht zeitlich begrenzt sein, und deshalb nie ablaufen.
Man schreibt einfach, was man sagen will, und lässt das dann vorlesen. Dabei wird man von einer schnellen Textvorhersage unterstützt, die lernfähig ist. Man kann die vorgeschlagenen Wörter beliebig zu neuen Sätzen zusammenbauen, man kann selber etwas schreiben, oder aus verschiedenen Listen einzelne Wörter und ganze Sätze übernehmen.
Die Stimme lässt sich einstellen, und man kann in drei Lautstärken sprechen. Persönlich wichtige Sätze lassen sich vorschreiben und speichern, um sie später fertig vorbereitet parat zu haben. Die App hat eine Einfach- und eine Normal-Ansicht, um die Komplexität der Oberfläche zu steuern. Zusätzlich lässt sich TipTalk als Kommunikationsmittel für Menschen mit Hörbehinderung einsetzen, um sich mit Hörenden zu unterhalten: Die App wandelt gesprochene Sprache in schriftlichen Text um.
Es gibt ein Menü mit Einstellmöglichkeiten. Hier kann man z. B. auch das Aussehen der App anpassen, indem man eines der mitgelieferten Hintergrundbilder auswählt. Die App funktioniert im Hell- und im Dunkel-Modus, sie passt sich an das Smartphone an. Die Oberfläche wird je nach Land in Deutsch, Englisch, Französisch oder Türkisch angezeigt, und auch die Stimme spricht in der jeweiligen Systemsprache des Smartphones. Weitere Sprachen sind in Vorbereitung.
