Laptop mit Scratch-programmierten Computerspiel mit selbstgebauten MaKey-MaKey-Controller: Zwei Pfeile aus Aluminiumfolie angeschlossen an die Steuerplatine

Themenmonat 3 +++ Computerspiele und assistive Technologien

Taster und Spielecontroller selbst gebaut! Von Karoline Klaus

Making-Aktivitäten sind im Trend und werden auch in der Medienpädagogik immer beliebter, wie z. B. das kostenfrei herunterladbare Handbuch „Making-Aktivitäten mit Kindern und Jugendlichen. Handbuch zum kreativen digitalen Gestalten“ zeigt. „Immer dreht es sich darum, wie gemeinsam mit Kindern die Welt rund um Digitales und Technik kreativ gestaltet und neu erfunden werden kann“ schreiben die Herausgeber des Handbuchs, Sandra Schön, Martin Ebner und Kristin Narr. Die neue Begeisterung für das alte Thema Selbermachen lässt sich auch sehr gut mit dem Thema „Unterstützende Eingabetechnologien für Menschen mit Behinderung“ verbinden: Engagierte Eltern von körperbehinderten Kindern sind schon seit langem in diesem Bereich aktiv. Aus purer Notwendigkeit, denn oft gibt es für die teils sehr spezifischen Bedarfe wenig Auswahl oder Spezialtechnologien sind sehr teuer. Karoline Klaus, als pädagogische Mitarbeiterin der tjfbg gGmbH in der KON TE XIS Lern Werkstatt für naturwissenschaftlich-technisch Multiplikatorenbildung zuständig, stellt in diesem Themenmonatsbeitrag zwei Bauanleitungen für alternative Steuerungen vor:

Bauanleitung: Spielecontroller mit MaKey MaKey

MaKey MaKey (online bestellbar ab ca. 55 Euro) wird immer häufig im pädagogischen Kontext eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine kleine Platine, die über USB an den Computer angeschlossen wird und dort (ohne Installation) als Eingabegerät – als Tastatur und Maus – erkannt wird. Er wurde als unkompliziertes Erfinderwerkzeug entwickelt, um Kindern spielerisch Wissen über Computertechnik und Stromkreise zu vermitteln. Durch seine intuitive Handhabung und seine Bandbreite an kreativen Gestaltungsmöglichkeiten eignet sich MaKey MaKey auch sehr dafür, als unterstützende Technologie zum Einsatz zu kommen bzw. an die Thematik „unterstützende Technologie für Menschen mit Behinderung“ heranzuführen. Wesentlich dabei ist ja, zu vermitteln, das es bei bestimmten motorischen Einschränkungen einer individuell angepassten Eingabetechnologie bedarf. Mit MaKey MaKey sind der Individuelle-Eingabetechnologie-Bau-Fantasie keine Grenzen gesetzt!

Am MaKey MaKey ist folgende Tastatur- und Mausbelegung vorgegeben: Pfeiltaste oben, Pfeiltaste unten, Pfeiltaste rechts, Pfeiltaste links, Leertaste (Space) und Mausklick (links). Mit entsprechendem Aufwand lässt sich die Belegung auch umprogrammieren, doch für die meisten Anwendungszwecke reicht diese Kombination aus. Mittels Krokodilklemmen wird an die entsprechenden Kontakte ein beliebiges Material angeschlossen, welches zumindest eine geringe Leitfähigkeit aufweisen muss. Diese Materialien können sein: Unsere Haut, Knete (jedoch nicht von allen Herstellern!), Salzteig, Aluminium, Kupfer etc. Wird das Material berührt, ist der Stromkreis geschlossen und das Board gibt dem Computer das Signal, dass eine bestimmte Taste gedrückt wurde. So können höchst individuelle Eingabegeräte konstruiert werden.

Makey-Makey-Platine plus selbstgebaute Steuerung mit Pfeilen aus Aluminiumfolie

Für unser Beispiel haben wir einen Spielecontroller für ein in Scratch programmiertes Wettrennen konstruiert. Dafür werden zwei Pfeile aus Aluminiumfolie ausgeschnitten und an zwei Pfeiltasten des MaKey MaKey angeschlossen. Anschließend wird das Erdungskabel (Ground) an ein weiteres Stück Aluminiumfolie geklemmt und schon kann der Spielspaß beginnen: Um die Spielfiguren zu bewegen, muss nun lediglich der Stromkreis geschlossen werden – eine Hand berührt dazu den Erdungs-Aluminiumstreifen, die andere Hand löst durch das Berühren eines Aluminiumfolienpfeils eine Laufbewegung der Spielfigur aus.

Selbstgebauter Tasterwürfel

selbstgebauter Tasterwürfel

Bei diesem Projekt wurden zwei Hilfsmittel konstruiert und kombiniert, die z. B. Menschen mit schweren Körperbehinderungen häufig nutzen: Ein Taster ermöglicht – in Kombination mit Scanning – die Bedienung von Computer (-spielen) durch Druck auf eine Taste – d. h. durch Erzeugen eines An- und Aus-Signals. Wie das funktioniert, sieht man z. B. in dem Video von Christopher Hills. Der Würfel entspricht dem klassischen All-Turn-It-Spinner: Auf Tastendruck wird eine Zufallszahl zwischen 1 und 6 bzw. eine Farbe (oder ein Symbol) ausgewählt bzw. „gewürfelt“, Menschen mit schweren Körperbehinderungen können so würfeln und sich an Gesellschaftsspielen beteiligen.

Das Gehäuse

Das Gehäuse kann ein selbst hergestellter Kasten aus Holz sein oder eine stabile Pappschachtel oder andere Gegenstände, die in etwa die Größe einer handelsüblichen CD-Hülle haben. Die Rückseite der CD-Hülle ist die Halterung für die Drehscheibe, die wiederum aus einer alten CD besteht. Im Inneren des Gehäuses befindet sich ein einfacher Modellbau-Motor. Vor dem Zusammenbau wird zunächst ein Loch in Größe des Motors mittig in die Front des Gehäuses gebohrt, außerdem ein Loch für die Motorachse in die Mitte der CD-Hülle. Anschließend wird ein Loch in eine Seitenwand des Gehäuses gebohrt, um später das Stromkabel sowie das Taster-Anschlusskabel hindurchzuführen.

Nun wird der Motor in das Gehäuse gesetzt und so verklebt, dass er genau mit dem Gehäuse abschließt. Die CD-Hülle wird mit Heißkleber so auf die Front geklebt, dass die Motorachse durch das vorher gebohrte Loch ragt. Auf die Achse wird eine Reduzierhülse gesteckt. Für die Installation des Zeigers wird eine Pappscheibe (Ø 5 cm) benötigt, auf welche ein kleiner Zeiger geklebt wird. Anschließend wird die Pappscheibe mittig mit einem Loch in der Größe der Reduzierhülse versehen und auf diese aufgesteckt.

Der Taster

selbstgebauter Tasterwürfel

Es gibt viele Möglichkeiten, einen Taster herzustellen. Hier wurde eine möglichst einfach nachzubauende Variante eines flachen Drucktasters mit Aluminiumfolie (Kupferband ist auch möglich) hergestellt. Der Taster hat eine große Auflagefläche und kann sowohl mit der Hand als auch mit dem Fuß bedient werden. Der Druckwiderstand ist abhängig vom verwendeten Abstandsmaterial (in diesem Fall Schaumstoff). Die Aluminiumfolie wird großflächig auf zwei Pappen geklebt. Auf eine Pappe, die später die Unterseite des Tasters sein soll, wird ein Rahmen aus Schaumstoff geklebt. Wenn beide Pappen aufeinander liegen, sollte es möglich sein, durch leichten Druck eine Verbindung zwischen beiden Aluminiumfolien herzustellen. An die kurzen Kanten der Pappen kommt ein Kabel, das entweder mittels Krokodilklemmen oder Büroklammern so an der Pappe befestigt wird, dass es Kontakt zur Folie gibt.

Die Schaltung

Für die Stromversorgung wird ein einfaches 5V-USB-Kabel benötigt. Nach dem Abisolieren können je nach Art des USB-Kabels mehrere Adern in verschiedenen Farben erkennbar sein. Hier müssen nun Plus- und Minuspol (meist rote und schwarze Adern) bestimmt werden (z. B. mit Hilfe eines Durchgangsprüfers). Je nach gewünschter Drehrichtung des Motors wird nun ein Kabel am Motor befestigt (im Idealfall durch Löten). Die andere Ader führt an die Unterseite des Tasters, wo sie mittels einer Büroklammer oder Krokodilklemme befestigt wird. Die Tasteroberseite wird mittels eines Kabels am freien Anschluss des Motors befestigt. Fertig!

Link-Tipps

DIY-Ecke des Blogs One Switch (englisch): Jede Menge Bauanleitungen und Adaptierungsideen (z. B. wie man Mainstream-Spiele-Controller an behinderungsbedingte Bedarfe anpasst). Interessante Einblicke, was möglich ist. Für Fans und Frickler.

Assistive Technologien basteln mit MaKey MaKey (englisch): Vorstellung eines Studentenprojekts von Tom Heck. Unter „Resources“ führen Links zu weiteren DIY-Seiten. Außerdem interessant die Links zu Seiten, die Tasterbedienbare Spiele vorstellen.