Mit Greenscreen Technik erstelltes Foto

Themenmonat 2 +++ Medienprojekte leicht gestalten

Fortbildungstag im Bürgerhaus Bennohaus Münster +++ Bericht von Selma Brand

Am 5.Oktober fand im Bennohaus der zweite Fortbildungstag im Rahmen von Nimm! on tour statt. Die Dozentinnen Maria Frahling und Selma Brand begannen den Tag nach der Vorstellungsrunde direkt mit einer praktischen Übung. Hier konnten die teilnehmenden Pädagogen ausprobieren, wie sich schnell ein kleines Foto- oder Audioprojekt umsetzen lässt. Mit einfachen Digitalkameras und Mikrofonen (Easispeak) ausgestattet erstellten sie verschiedene Fotorätsel, Fotoreihen, Collagen und eine Soundrallye. In der großen Gruppe wurden anschließend die Ergebnisse besprochen. Bianca Rilinger, Leiterin der Inklusiven OT Ohmstraße ist begeistert:

Teilnehmende des Fortbildungstags im Bennohaus„Ich finde es toll, dass ich die Medienarbeit einfach in den Alltag meiner Einrichtung integrieren kann. Ein lang geplantes, umfangreiches Projekt ist natürlich auch schön, aber in der Praxis öffnen sich manchmal ganz spontan Zeitfenster mit interessierten Jugendlichen, die Lust haben, etwas Kreatives zu machen. Nun können wir neben unseren Kunst- und Werkstattangeboten auch noch Medienarbeit anbieten.“ Die Foto- und Audioübungen wurden auf die Bedarfe unterschiedlicher Zielgruppen hin untersucht. Hierbei betone Maria Frahling: „Es ist wichtig, dass die Jugendlichen einer inklusiven Gruppe gemeinsam an einem Produkt zusammenarbeiten. Bei der Medienarbeit gibt es so viele verschiedene Aufgaben, da ist immer für jeden etwas dabei.“

Teilnehmende arbeiten mit dem TabletManchmal macht es aber auch Sinn, eine Aufgabenstellung den Bedarfen anzupassen. So ist es beispielsweise wichtig, dass man bei der Filmarbeit mit Teilnehmenden im Rollstuhl daran denkt, „Sitzszenen“ bereits bei der Storyboarderstellung einzuplanen. So können alle gleichermaßen an der Kameraführung beteiligt werden. Auch im Vorfeld sollte bei inklusiven Projektes an einiges gedacht werden; hat man zum Beispiel Teilnehmende mit einer Hörbeeinträchtigung, muss man klären, wie die Kosten für ggf. benötigte Gebärden- oder Schriftdolmetscher abgedeckt werden. Hier haben wir sehr gute Erfahrungen mit Institutionen und Beratungsstellen vor Ort gemacht. Diese haben oftmals die Kontakte zu den richtigen Ansprechpartnern und helfen gern weiter. Maria, die seit vier Jahren als Inklusions-Scout für Nimm! tätig ist, erzählt: „Als wir vor sieben Jahren hier in Münster mit der inklusiven Filmarbeit begonnen haben, waren wir auch alle unsicher, ob wir das schaffen. Durch eine Kooperation mit der Lebenshilfe hatten wir anfangs immer noch Pädagogen von dort an unserer Seite, bald haben wir aber gemerkt, dass wir die inklusiven Projekte auch mit unseren Medientrainern gewährleisten können.“

Teilnehmend des Fortbildungstags beim BastelnDie Kooperation, so berichtet sie, bleibt aber weiter bestehen. „Sie gibt unseren Medientrainern Sicherheit und wenn wir Fragen zu dem Umgang mit einzelnen Behinderungen haben, können uns die Kollegen super beraten.“ Nach einer theoretischen Einheit zum Thema „Inklusive Projekte realisieren“ ging es mit der App Biparcours weiter. Ohne große Erklärung erhielten die Teilnehmenden einen QR-Code, den sie in der Biparcours-App öffneten. Schon wenige Sekunden später fanden sie sich als Benno-Piraten auf Schatzsuche wieder. Nach einem Ausflug nach Draußen, dem Drehen eines kleinen Videos, der Beantwortung einiger (Schätz-)Fragen konnten sie erfolgreich den Schatz bergen: Statt einer Truhe voll Gold ergatterten die Piraten eine Packung Knete, die für den Tag und die Trickfilmproduktion am Nachmittag auch VIIIIEL praktischer war…:-). Selma Brand, die die Übung vorbereite hatte, besprach anschließend mit der Gruppe die App:

„Ich finde es beeindruckend, was für tolle Rallyes ich mit dieser App erstellen kann. Ob Einrichtungsvorstellung, themengebundene Rallye (z.B. „Was weißt du über Halloween?“) oder Testfragen und Übungen für einen ‚Tabletführerschein‘: Alle Möglichkeiten sind offen. Toll ist, dass nicht nur eigene Medienprodukte wie Audiobeiträge, Fotos, Collagen, Videos, GPS-Koordinaten und QR-Codes in die Rallye integriert werden können, sondern auch, dass ebendiese von den Teilnehmenden gefordert werden können. Ist das Erreichen der nächsten Stufe also zum Beispiel mit der Produktion eines Stummfilms zum Thema „Müll“ oder einer Fotostory zum Thema: „Vielfalt“ verbunden, kann das Erreichen der nächsten Station auch mal ein, zwei Stunden dauern.“

Teilnehmende des Fortbildungstags fotografieren sichNach dem Mittagessen beschäftigten sich die Teilnehmenden mit Einfacher Sprache und deren Mehrwert und Anwendungsmöglichkeiten auch für ihre eigene Einrichtung. Sie schrieben in Kleingruppen einen Ankündigungstext in möglichst einfacher Sprache und besprachen anschließend in der Großgruppe ihre Ergebnisse. Fazit: Einfache Sprache ist ganz schön schwer! Maria zeigte noch einige Beispiele für Leichte Sprache, einer speziell für Menschen mit Lernschwierigkeiten entwickelten Textform. Den restlichen Nachmittag erstellten die Teilnehmer weitere Medienprodukte mit den unterschiedlichsten Programmen und Apps, dazu Selma Brand: „Es ist selbstverständlich, dass ihr nicht bei allen Apps den absoluten Durchblick haben könnt und müsst. Oftmals reicht es schon, wenn ihr die App zu Hause getestet habt, und dann mit den Jugendlichen gemeinsam herausfindet, wie das eine oder andere funktioniert. Nehmt diesen Fortbildungstag als Beispiel; wir haben euch im Laufe des Tages mehrfach einfach gesagt, welche App ihr öffnen sollt und haben euch dann 10 Minuten experimentieren lassen. Oft wart ihr anschließend in der Lage, die App mit ihren Grundfunktionen eigenständig zu nutzen.“

Zehn Minuten sind ein gutes Zeitmaß, um Jugendliche eine App erstmal alleine erforschen zu lassen. Anschließend können sie eine gestellte Aufgabe umsetzen. Grade für Jugendliche mit Beeinträchtigungen eignet sich die Arbeit mit Tablets besonders gut, da diese in ein paar Schritten auf die notwendigen Bedarfe (z. B. andere Schrift, starker Kontrast) eingestellt werden können und sich außerdem stark an der Lebenswelt ALLER Jugendlichen orientiert. Wie man Smartphones und Tablets, aber auch „normale“ Computer durch die integrierten Eingabehilfen an unterschiedliche Bedarfe anpassen kann, wird in u. a. in Fortbildungstag 3, Computerspiele & unterstützende Technnologien, vermittelt.

Die mit Tablets erstellten Produkte des Tages waren unter anderem: ein Comic, eine vertonte Bildgeschichte, ein Trickfilm und ein Trailer zu einer aufregende Reise. Die Ergebnisse konnten sich wirklich sehen lassen, wie die Teilnehmenden bei der gemeinsamen Sichtung und Besprechung der Produkte anmerkten. Auch in der Evaluationsrunde zeigt sich: Die Teilnehmenden sind von dem lehrreichen Tag begeistert. Besonders hervorgehoben wurden die vielen Impulse für die praktische Arbeit sowie die hauptsächlich praktische Seminargestaltung, Auch Maria und Selma sind nach dem Seminar zufrieden: „Es ist immer toll zu sehen, wie die Teilnehmenden über die Inhalte, die wir vermitteln, nachdenken und dann Möglichkeiten erkennen, diese in die Praxis umzusetzen. Wenn dieser Schritt vollzogen ist, kann man es in ihren Gesichtern erkennen. Das ist schon schön.“