Junge zeichnet etwas

Themenmonat 1: Medienarbeit mit jungen Geflüchteten

Medienprojekte und Medienprojektideen

Für diesen Beitrag haben wir zahlreiche Medienprojekte mit und für junge Geflüchtete recherchiert und zusammengestellt: Hier kann man sich gut inspirieren lassen und bei Bedarf an die Erfahrungen anderer anschließen!

Internetzugang

Die große Bedeutung digitaler Medien für Menschen mit Fluchthintergrund – zur Orientierung auf der Flucht und im Ankunftsland, zum Kontakte halten mit Familie und Freunden und zum Kontakte knüpfen, zum Überwinden der Sprachbarriere und zum Sprachelernen – wird immer wieder betont, z. B. in der Studie „Internet ist gleich mit Essen“ von Nadia Kutscher und Lisa-Maria Kreß über das Mediennutzungsverhalten junger unbegleiteter Flüchtlinge (Kutscher/ Kreß 2015). Mittlerweile gibt es einige Projekte, die sich für die Einrichtung von Internetcafés und Computerkursen in Geflüchtetenunterkünften einsetzen, z. B. das von Chaos Computer Club e.V., Freifunk Berlin und dem Förderverein freie Netzwerke e.V. unterstützte Projekt Refugees Emancipation. Im ersten Abschnitt des Grimme-Lab-Artikels Digitale Helfer für neu Angekommene werden weitere Initiativen genannt, die sich in diesem Bereich engagieren: Neben den Freifunkern Refugees Online e.V., 100 x WLAN, Ein kostenfreies Internetangebot schließt also an die echten Bedarfe von jungen Menschen mit Fluchthintergrund an und stellt zugleich eine niedrigschwellige Lösung dar, um mit dieser Zielgruppe in Kontakt zu kommen und sie für weitere (medien-) pädagogische Angebote.

Computerspiele

Eine niedrigschwellige Lösung, um Jugendliche mit Fluchtgeschichte zu erreichen, sind natürlich – wie bei allen anderen Jugendlichen auch – Computerspiele. Hierbei können Kinder und Jugendliche einfach nur das sei, Spaß, Spiel. Entspannung und Entlastung vom Alltag stehen im Vordergrund. Darüber hinaus lassen sich über pädagogisch betreute Computerspielangebote auch sehr gut Kontakte initiieren, da Computerspiele oft auch ohne Sprache funktionieren. All diese Intentionen – Internetzugang für die „Grundbedürfnisse“, Computerspieleangebot, um Heranwachsende mit Fluchtgeschichte für die (weiteren Angebote) der Einrichtung zu erreichen und mit „alteingesessenen“ Jugendlichen in Kontakt zu bringen verfolgt barrierefrei kommunizieren! in Bonn mit seinem Inklusiven Computertreff. Hier treffen junge Geflüchtete auf Heranwachsenden mit Behinderung, denn eine vielfältige Gesellschaft ist eine Lernaufgabe für alle! Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von Computerspielen, die sich mit den Themen Flucht und Migration auseinandersetzen. Diese halten wir jedoch nicht für die Arbeit mit geflüchteten Heranwachsenden selbst geeignet, da sie möglicherweise geeignet sind, Re-Traumatisierungen auszulösen. Um Heranwachsende ohne Fluchtgeschichte an diese Themen heranzuführen, sind sie aber möglicherweise ein geeignetes Medium. Einige von ihnen stellen wir unserem Thememmonat im November näher vor.

Film- und Fotoprojekte

Studio im Netz (SIN) hat ebenfalls bereits Medienprojekte mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen durchgeführt und berichtet darüber in einem Beitrag auf dem Medienpädagogik-Praxis-Blog: Die Projekte, insbesondere das Refugee QR-Code-Poster und muc-welcome setzen dabei insbesondere an den Möglichkeiten mobiler Medien an. muc-welcome wurde mit der Augemented Reality App Aurasma durchgeführt, die die Möglichkeit bietet, Bilder-, Text- oder Videobotschaften im (virtuellen) öffentlichen Raum zu hinterlassen und aufzurufen. Zu beachten ist allerdings, dass bei der Arbeit mit der App permanent eine Internetverbindung benötigt wird.

Mapping-Projekte

In sogenannten Mapping-Projekten wird Kartenmaterial mit für Geflüchtete (und ihre Unterstüzter) relevanten Informationen kombiniert. Beispiele sind ABIGEE, die Wuppertal-Help-Map oder, sehr schön gestaltet, Afeefa.de, die Plattform zur Vernetzung und Integration von MigrantInnen in unserer Gesellschaft, mit Einträgen zu Dresden und Umgebung. Die Seite B.I.G. Welcome – eine Willkommensseite für Flüchtlinge in der Gemeinde Böhl-Iggelheim –  wurde gestaltet von zwei geflüchteten Syrern, unterstützt von Medien + Bildung.com. Hier gibt es Hintergrundinformationen zum Projekt. Die Refugees Welcome Map, ein Projekt aus Duisburg, ist eine digitale Deutschland Karte zum „Mitmappen“. Eine weitere Karte, die Geflüchtete selbst erstellt haben, und die mehrsprachig zur Verfügung steht, ist Arriving in Berlin. Ein erwähnenswertes Mapping-Projekt der etwas anderen Art ist die Hoax Map. Die Intention dahinter: Falsch-Gerüchte über Geflüchtete werden gemappt und zugleich als solche entlarvt. Die Gegendarstellungen sind etablierten Medien entnommen.

Links & Infos

  • Informativer Bericht zu einem medienpädagogischen Fachtag im Rahmen der Stuttgarter Kinderfilmtage am 2. Dezember 2015 zum Thema „Medienarbeit für junge Geflüchtete“ auf der Seite von Kindermedienland Baden-Württemberg, hier werden auch relevante Aspekte und interessante Projekte erwähnt.
  • Pädagogische Fachkräfte, die auf der Suche sind nach möglichst einfach gehaltenen Materialien für medienpädagogische Themen, sollten einen Blick auf die Einfach-Internet-Leitfäden der Bundeszentrale für politische Bildung werfen – hierfür ist natürlich eine grundlegende Sprachkompetenz Voraussetzung. Auf der Seite von Klicksafe gibt es einige ihrer medienpädogogischen Materialien auch in arabischer Sprache.
  • Für pädagogische Fachkräfte, die sich zunächst selbst mit den Themen Flucht und Asyl vertraut machen wollen, bietet die BPB  auf ihrer Themenseite Flucht ebenfalls zahlreiche Materialien und Dossiers – in der Reihe Einfach Politik auch in Einfacher Sprache.
  • Wie lassen sich Werte und Kultur eines Landes vermitteln? Natürlich über Filme. Das Goethe-Institut hat daher 15 Cinemanya-Filmkoffer zusammengestellt für Filmvorführungen für Kinder und Jugendliche. In den Koffern befinden sich 18 deutsche Spielfilme mit arabischen und deutschen Untertiteln/Sprachfassungen sowie zwei non­verbale Kurzfilmprogramme. Zu den Filmen gibt es ein Begleithandbuch mit Hinweisen zur medienpädago­gi­schen Nutzung der Filme. Ein tolle Grundlage für Projekte!
  • Eine Zusammenstellung von Informationen und Nachrichten für Flüchtlinge bietet auch das Grimme Lab. Informiert wird über deutsche Nachrichten- und Informationssendungen, die z. B. durch englische und arabische Untertitel zugänglich gemacht werden, aber auch über spezielle Informationsangebote für Geflüchtete. Auch ein eigenes Flüchtlingsradio-Projekt wird vorgestellt. Bei der Auswahl der Sendungen für die eigene medienpädagogische Arbeit mit Geflüchteten sollten Pädagoginnen und Pädagogen jedoch Erfahrung und Fingerspitzengefühl besitzen.
  • 15 Punkte für eine Willkommensstruktur in Jugendeinrichtungen ist eine Broschüre der Antonio-Amadeu-Stiftung: Sie zeigt, welche Bedeutung der Offenen Jugendarbeit für geflüchtete Jugendliche beikommt und wie sich Jugendeinrichtungen konkret dem Thema annähern können. Lesenswert.
  • Am Anfang – wenn auch hier am Ende – steht natürlich trotzdem immer die Frage: Wie erreiche ich die Geflüchteten überhaupt? Was machen andere und welche Erfahrungen haben sie gesammelt? Mit wem könnte ich mich austauschen und wo könnte ich mit meiner Projetktidee andocken? Auf der Seite Tagesschau gibt es eine alphabetisch nach Städten geordnete Übersicht von Flüchtlingsprojekten – wenig medienprojektspezifisch, aber sicherlich trotzdem gesättigt mit Erfahrungen und Kontaktmöglichkeiten.

Zusammengestellt von Carola Werning