Comic, Kurzfilm, Untertitel, Audiodeskription

Ein Medien-Workshop zur künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Zeiterleben an der Uni Siegen. Von Kira Grebing

Zielgruppe

Eine hochschulöffentliche Veranstaltung von und für Studierende, Dozierende und Mitarbeiter der Universität Siegen.
Die Studierenden konnten am Workshop als Teil ihres Studiums teilnehmen. Angeboten wurde es für Studierende der Sozialen Arbeit sowie des Studiengangs Pädagogik: Entwicklung und Inklusion.

Gruppengröße und -zusammensetzung

Die Gruppe des Workshops Medien bestand aus sechs Studierenden, der Medienpädagogin Selma Brand sowie dem Referenten Michael Wahl. Selma Brand ist Projektleiterin des Projekt Nimm! on tour 2017. Michel Wahl ist Leiter des Referats für Gleichstellung und Selbstbestimmung/ Barrierefreiheit im Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie des Landes Rheinland-Pfalz und Inklusions-Scout des Netzwerk Inklusion mit Medien.

Ziele

Inhaltlich

  • die künstlerische Praxis zum Thema Zeit und Zeiterleben in inklusionsorientierten Bildungsveranstaltungen unter Verwendung von Medien und
  • die Verschiedenheiten von Zeitwahrnehmung und Zeitempfinden und die Herausforderung, die sich dem Einzelnen aber auch der Gruppe durch Beschleunigungen (und Entschleunigungen) stellen, sollten erarbeitet werden

Praktisch

  • Inklusive Medienarbeit kennen lernen
  • Verschiedene Apps kennen lernen
  • Lernen, Audiodeskriptionen & Untertitel zu erstellen

Augenmerk des Projektes lag auf dem Aufmerksam-machen von Barrieren in der Mediennutzung vor allem für hör- und sehbeeinträchtigte Menschen.

Benötigte Ressourcen

  • 1 gemeinsamer Arbeitsraum,
  • Rückzugsmöglichkeiten (für die Aufnahmen der Audiodeskriptionen und des Hörspiels),
  • Anleitung der Medienpädagogin Selma Brand, Projektleiterin des Nimm!-Projekts.

Hilfreich war auch die Teilnahme des sehbeeinträchtigten Referenten Michael Wahl am ersten Tag des Workshops, der als Experte in eigener Sache Wissen über die Filmwahrnehmung blinder Menschen und Audiodeskriptionserstellung vermitteln konnte.

Materialien/Technik

  • 2 – 3 iPads (je nach Gruppengröße)
  • 2 – 3 Easi-Speak-Mikrofone (je nach Gruppengröße)
  • Laptops (Teilnehmende bringen Geräte mit; Programm Subtitle Edit (kostenlos) vorher herunterladen)
  • Beamer
  • Green Screen
  • Tablet-Stativ
  • 3 – 4 Kopfhörer
  • Bastelmaterialen: Knete, Spielfiguren, Schere, Kleber, Zahnstocher, etc. (für Erstellung des Comics)
  • Papier (A4, A3)
  • Requisiten für die Bilder vor dem Green Screen
  • Storyboard
  • Makrolinse

Inklusiver Charakter

Mithilfe der eingesetzten Medien sollte den Studierenden nähergebracht werden, wie Filme, Comics u.Ä. auch von Menschen mit seh- oder hörbeeinträchtigten Menschen genutzt werden könne. Dazu wurden Untertitel für den erstellten Kurzfilm hinzugefügt und Audiodeskriptionen für Comic und Film erstellt. Der Comic wurde zudem in Form eines Hörspiels eingesprochen.

Durchführung

Tag 1: 15 – 18 Uhr

Erster Programmpunkt: Filme aus der Sicht eines blinden Menschen. Es wird ein Kurzfilm geschaut, aber ohne Bild. Nur der Originalton des Filmes wird gehört, also so, wie ein Blinder einen Film schauen kann. Anschließend wird derselbe Film mit Bild sowie mit Audiodeskription geschaut. Anschließend sollen die Studierende selbst eine Audiodeskription für eine 30-Sekunden-Sequenz (in diesem Fall „Tatort“) mit Hilfe der Easi-Speak-Mikrofone erstellen. Mit dabei: Michael Wahl als blinder Experte für Audiodeskriptionen. Abschließend: Vergleich der Audiodeskriptionen der Studierenden mit der Original-Audiodeskription von ARD.

Tag 2: 9:00-18 Uhr

Einzelprojekte:  Erstellen von Collagen mit Hilfe der App PhotoGrid. Steckbrief: Name, Alter, zwei Hobbies, zwei weitere Erlebnisse/Informationen, ein Rätselbild (Nahaufnahme mit Hilfe der Makrolinse). Außerdem soll die Collage eine Falschinformation enthalten. Anschließend: Einsprechen der Informationen mit Hilfe der Easi-Speak-Mikrofone. Diese sollen auch die Auflösung der Falschinformation und des Rätselbildes enthalten. Es entsteht ein Rätselprodukt zum Ansehen und Anhören.

Zwei Gruppenprojekte:

1. Kurzfilm zum Thema Zeit erstellen. Anschließend einsprechen einer Audiodeskription und einfügen der Untertitel.

  • Story ausdenken
  • Storyboard erstellen
  • Szenen drehen mit dem Tablet und ggf. schneiden mit der iMovie-App
  • Einsprechen der Audiodeskription mit Easi-Speak-Mikrofon
  • Einfügen der Untertitel mit dem Programm Subtitle Edit am eigenen Laptop
  • Einfügen von Soundeffekten/Musik (iMovie-App)

2. Comic zum Thema Zeit erstellen. Anschließend: Einsprechen als Hörspiel (ggf. mit Audiodeskription)

  • Story ausdenken
  • Storyboard erstellen
  • Ggf. Figuren erstellen (aus Knete beispielsweise)
  • Szenen abfotografieren mit dem Tablet
  • Fotos in Comic Life-App einfügen, ggf. bearbeiten, zuschneiden, etc.
  • Von Bildern zum Comic: Hintergrund anpassen, Titel, Sprechblasen und Erzähltext einfügen
  • Einsprechen der Dialoge, Erzähltexte sowie ggf. audiodeskriptive Ergänzungen, die die Szene näher beschreiben

Nebenprojekte (sollte eine Gruppe noch Zeit und Lust haben)

  1. Weltreise-Fotos mit Green Screen erstellen (Tablet mit Stativ, App: Greenscreen von do ink)
  2. Trickfilm erstellen (Tablet mit Stativ, App: Stop Motion Studio)

Tag 3: 9:00-16:00 Uhr

  • Fertigstellen der Projekte
  • Abschluss: Öffentliche Ausstellung der Projekte aller Workshop Gruppen

Ergebnisse

Innerhalb des Workshops wurden Audiodeskriptionen zum Tatort-Intro und einzelne Collagen mit Rätseln erstellt. Diese wurden vertont. Von einer Gruppe wurde ein Comic mit Hörspiel erstellt, von der anderen Gruppe ein Kurzfilm mit Audiodeskription und Untertiteln. Außerdem wurden Fotos vor dem Green Screen gemacht sowie das Erstellen eines Trickfilms erprobt.

Die Durchführung der einzelnen Projekte verlief reibungslos, obwohl alle Teilnehmenden unerfahren mit der Anwendung der verschiedenen Apps waren. Diese wurden als innovativ und leicht verständlich wahrgenommen, so dass kaum Instruktionen durch die anleitende Medienpädagogin nötig waren. War dies doch der Fall, so konnte diese zügig weiterhelfen, so dass es zu kaum Verzögerungen kam. Der reibungslose Ablauf war vor allem aber auch der kleinen Teilnehmendenzahl zuzurechnen, so dass das Arbeiten sehr angenehm war und auf jeden einzelnen Teilnehmenden gut eingegangen werden konnte.

Wirkten die angestrebten Projekte zunächst sehr zeitaufwändig, stellte sich am Ende heraus, dass schon in kurzer Zeit ein Comic, ein Film oder ein Trickfilm erstellt werden kann. Auch die Nutzung mit den iPads und Easi-Speak-Mikrofonen wurde als durchweg positiv empfunden und ist für Projekte in der inklusiven Medienarbeit zu empfehlen.

Tipp

Die Easi-Speak-Mikrofone können mit Hilfe von Window-Color (oder ähnlichem) bemalt werden, so dass diese auch von Sehbehinderten genutzt werden können.

Ein Ergebnis: Comic Hase und Schnecken entdecken die Uni