Teilnehmende des Camp Nimm! Barcamps

Camp Nimm! +++ Session-Doku 10

Heiko Wolf: Storytelling in der inklusiven Medienarbeit

Heiko Wolf, (Medien-) Pädagoge (M.A.) aus Düsseldorf, stellt in seiner Camp-Nimm-Session aktuelle, jugendrelevante Tools für die Medienarbeit in Verbindung mit Storytelling-Methoden vor, die Kindern und Jugendlichen dabei helfen, eine Geschichte zu entwickeln. Heiko Wolf hat diese Tools und Methoden auch auf dem Medienpädagogik Praxiscamp 2017! #mppb17 vorgestellt, im Rahmen von Camp Nimm! interessiert er sich für den Einsatz in inklusiven Settings, z.B. auch mit Leichter Sprache.

Snapchat, Tools und Apps für die Medienarbeit (bzw. Medienbearbeitung)

Er stellt zunächst ein Snapchat-Projekt vor. Snapchat lässt sich als Tool für Bild- und Filmbearbeitung nutzen. Videos können herunterladen und weiterbearbeitet werden, auch eigene Emojis können erstellt werden. Snapchat ist deshalb interessant, da es bei Jugendlichen bekannt ist und genutzt wird und somit an deren Erfahrungswelten angeknüpft werden kann. Ganz wichtig bei Snapchat-Projekten: Die Einverständniserklärung der Eltern muss eingeholt werden, denn bei der Online-Nutzung verliert man die Bildrechte an Snapchat! Um dies zu umgehen, kann das Snapchat-Produkt auch offline genutzt und lokal gespeichert werden. Mit Tellagami können Avatare erstellt werden, die dann in der Story auftauchen. Der Einsatz lohnt sich, wenn z. B. Jugendliche nicht vor die Kamera wollen. ClippyCam ist eine App, mit der z. B. Selfies und Fotos gemacht werden und mit Videos kombiniert werden können. Explain Everything ist eine interaktive Whiteboard-App, die sich universal in den verschiedensten Kontexten einsetzen lässt, so auch in der Medienarbeit: Figuren können z. B. gezeichnet und kombiniert werden. Eine weitere App, die auch für jüngere Kinder schon gut geeignet ist, ist PuppetPals: Wie bei einem Puppentheater können Figuren auf einer Bühne miteinander agieren, Dialoge können via Sprachaufnahmen aufgezeichnet werden. Es stehen zahlreiche Hintergründe und Figuren zur Verfügung, die mit eigenen Fotos (z. B. von Kuscheltieren der Kinder) personalisiert werden können. Als Beispiele für Schnittprogramme für die Bearbeitung von Videos nennt Heiko Wolf Shotcut und iMovie. Shotcut bietet viele Möglichkeiten der Bearbeitung und ist zudem kostenfrei zu installieren. iMovie ist einfacher bedienbar, allerdings nur für Mac-Nutzer.

Storytelling-Methoden: Geschichten erzählen anregen

Vor der medialen Umsetzung, benötigt man zunächst aber eine Geschichte. Viele Menschen, egal ob jung oder alt, sind aber nicht auf Knopfdruck „im luftleeren Raum“ kreativ. Leichter gelingt das kreative Entwickeln von Geschichten mit sogenannten Storytelling-Methoden. Als Einstieg eignet sich zum Beispiel eine Fantasie-Reise: Dabei setzen sich die Jugendlichen eine Augenbinde auf und stellen sich zum Beispiel Gerüche, Bilder, Gefühle und Höreindrücke vor, die man seit dem Aufstehen hatte. Daraus kann man schon einen kleinen Film drehen. Eine weitere mögliche Fantasiereise wäre z. B. „Wie war dein letztes Jahr‘? Was war nicht so schön? Was war toll? Was bringt die Zukunft?“ Auch StoryCubes sind geeignet, um Elemente und den roten Faden einer Geschichte festzulegen. Das sind Würfel – es gibt sie in unterschiedlichen Größen und mit unterschiedlichen Motiven – mit denen Geschichten einfach gewürfelt werden. Um Geschichten anzuregen, kann man sich auch sogenannte Draw-my-Life-Videos auf YouTube anschauen: Das sind Fast-Motion-Videos, das eigene Leben bzw. relevante Stationen davon werden am Whiteboard gezeichnet. Vor der Umsetzung der Geschichte in einem Medienprojekt mit einer geeigneten App bekommen die Teilnehmenden Storyboards zum Ausfüllen, hier können Szenen gemalt und festgehalten werden, worauf bei der Umsetzung geachtet werden muss.

Einsatz im inklusiven Kontexten – und Grenzen?

Heiko Wolf interessiert sich dafür, ob sich diese Methoden auch in inklusiven Kontexten einsetzen lassen: Was müsse man beachten? Gibt es Grenzen? Könnte man diese Methoden mit Leichter Sprache kombinieren und wären sie geeignet für Heranwachsende mit Lernschwierigkeiten? Tenor der Teilnehmenden: Am besten unvoreingenommen an die Sache herangehen, gucken was geht und das nutzen. Natürlich ist es sinnvoll, mehr Zeit als „normal“ einzuplanen, binnendifferenziert und niedrigschwellig zu arbeiten. Oft werden die Jugendlichen z. B. von den professionell Betreuenden aber auch falsch eingeschätzt bzw. in ihren Möglichkeiten unterschätzt. Medienprojekte geben ihnen die Möglichkeit sich einmal ganz anders auszuprobieren und zu präsentieren. Bezüglich der Frage, wie man Leichte Sprache in ein Medienprojekt einbinden kann, für z. B. Teilnehmende mit Lernschwierigkeiten, ist die Gegenfrage, ob man das überhaupt müsse und ob es nicht sinnvoller ist, verstärkt mit Bildern und Piktogrammen zuarbeiten. Storyboards können komplett gemalt werden. Ein Thema wie Einstellungsgrößen lässt sich logischerweise sehr gut mit Bildern vermitteln, für Anleitungen eignen sich Screenshots. Wichtig ist natürlich immer wieder zeigen, vormachen und nachfragen. Generell muss man vielleicht etwas um die Ecke denken, sollte sich die Vorbereitung aber nicht zu kompliziert machen, viele Jugendliche informieren sich auch selbst auf YouTube, wenn sie etwas wissen möchten.

Infos

Heiko Wolf, Medienpädagoge (M.A.): dermedienwolf.de