Teilnehmende der Abschlussveranstaltung

Weiterbildung Inklusive Medienpädagogik 2014

Spannende Projekte auf dem Abschluss-Workshop

Von Juni 2014 bis Januar 2015 wurde der 3. Durchgang der berufsbegleitenden Weiterbildung Inklusive Medienpädagogik durchgeführt. Die Weiterbildung verbindet Theorie und vor allem Praxis aus Inklusions- und Medienpädagogik. Ziel ist, die Teilnehmenden zu befähigen, ein eigenes inklusives Medienprojekt umzusetzen. Unsere Weiterbildung richtet sich an Fachkräfte, die entweder über Erfahrungen im Medienbereich oder in der Arbeit mit Heranwachsenden mit und ohne Behinderung verfügen. Interdisziplinarität wird dabei von uns gewünscht und gefördert, schließlich lässt sich Inklusion in der Medienarbeit oder Medienarbeit in der Inklusion nur dann umsetzen, wenn Fachkräfte verschiedener Bereiche ihr Wissen bündeln und sich gegenseitig unterstützen.

Zwar ist es nicht immer einfach, den Wissens-Bedarfen aufgrund der sehr unterschiedlichen beruflichen Hintergründe gerecht zu werden, doch am Ende begeistern uns immer wieder die Kreativität und Vielfalt der umgesetzten Projekt, so auch in diesem 3. Jahrgang, der in vielerlei Hinsicht ein ganz besonders guter war, nicht zuletzt aufgrund der positiven Chemie der Teilnehmenden untereinander.

Die Projekte wurden am 31. Januar auf der Abschlussveranstaltung des Projekts NIMM 2.0 im Bennohaus Münster vor der „Jury“ der Inklusions-Scouts präsentiert, diskutiert und mit der Verleihung der Zertifikate durch die Projektleiterinnen Dr. Christine Ketzer (Geschäftsführerin der LAG Lokale Medienarbeit NRW e.V.) und Susanne Böhmig (Leiterin barrierefrei kommunizieren!/ tjfbg gGmbH) gebührend gewürdigt. Das Treffen der Inklusions-Scouts dient traditionell auch dem Austausch über Neuigkeiten aus der Welt der inklusiven Medienarbeit, los ging es daher mit der Vorstellung aktueller Projekte:

  • Selma Brand, selbständige Medienpädagogin und Referentin für den Bereich Neue Medien und Inklusion für das Bürgerhaus Bennohaus Münster, stellte inklusive Medienprojekte aus Russland vor, die sie vor allem durch ihren frischen, unkonventionellen Ansatz und dem absoluten Willen zur Durchführung selbst unter widrigen Umständen beeindruckten. Diese Medienprojekte waren Teil der Qualifizierung, die sie für pädagogische Fachkräfte im Auftrag des Bennohauses im Rahmen des binationalen Projekts Zukunftsnavigators durchgeführt hat.
  • André Naujoks von barrierefrei kommunizieren! in Bonn stellte den Kameraführerschein vor, der im Rahmen des Projekts Gemeinsam in die Zukunft entwickelt und bereits mehrfach durchgeführt wurde. Der Kameraführerschein vermittelt grundlegendes Wissen rund um Kamerabedienung und Fotografie, am Ende steht eine Prüfung, die zum Erwerb des Kameraführerscheins führt. Wie lässt sich dieser Anspruch im inklusiven Kontext umsetzen? Was mache ich, wenn im Projekt Heranwachsende sind, die nicht (gut) lesen können oder sich nicht (lange) konzentrieren können? Was mache ich wiederum, wenn Teilnehmende der Gruppe sich nicht genug gefordert fühlen oder die sich aufgrund der Gruppenzusammensetzung nicht wohlfühlen? André Naujoks stellte seine Erfahrungen aus mittlerweile 3 Kameraführerschein-Workshops vor.
  • Außerdem haben wir uns gefreut, dass Sylvia Klein von der Inklusiven OT Ohmstraße unserer Einladung gefolgt ist und das Inklusive Medienprojekt vorgestellt hat. Das Projekt wird noch bis Sommer 2016 von der Aktion Mensch gefördert, Schwerpunkte sind Fotografie und Bildbearbeitung, aber auch Radio.

Im Anschluss daran wurden die 11 Abschlussprojekte präsentiert: Jedes Projekt wurde in maximal 8 Minuten präsentiert – ob Powerpoint oder Pantomime, das Medium der Präsentation konnte je nach Gusto und eigener Kreativität gewählt werden, nur barrierefrei aufbereitet musste die Präsentation sein! Wichtig war, auch Probleme und Pannen möglichst ehrlich zu reflektieren, denn gerade die kritischen Momente bieten oft den Stoff für die größten Erkenntnisse.

Die Projekte begeisterten nicht nur durch ihre Vielfalt, sondern auch durch ihre breite Interpretation des Inklusionsbegriffs, der zu oft nur in Bezug auf „mit und ohne Behinderung“ verstanden und dabei ausblendet wird, dass Inklusion Wertschätzung und Einbindung von Vielfalt und Verschiedenheit ganz allgemein heißt. Medienprojekte, mit mehrsprachiger Ausrichtung, für junge Flüchtlinge, für ältere ehemalige Obdachlose etc. zeigen, was Inklusion alles ist!

Diese Projekte wurden präsentiert:

  • Ein Dokumentarfilmprojekt über das selbstbestimmte Leben junger Erwachsener mit großen Unterstützungsbedarf mit 24-Stunden-Assistenz: Abnabelung vom Elternhaus ist für junge Erwachsene mit Behinderung um einiges schwieriger, zumal dann, wenn sie aufgrund der Behinderung rund um die Uhr auf Assistenz angewiesen sind. Intention des Projekts war, durch ehrliche und authentische Präsentation des Lebens mit 24-Stunden-Assistenz andere junge Heranwachsende mit Behinderung zu ermutigen, den Weg des selbstbestimmten Wohnens zu gehen und Berührungsängste gegenüber dem Thema allgemein abzubauen.
  • Ein Stummfilmprojekt mit jungen Flüchtlingen und Heranwachsenden aus der Gegend. Intention des Projekts war, durch kreative (Stumm-)Filmarbeit sprachliche und kulturelle Barrieren zu überwinden, jungen Flüchtlingen ein kreatives Ausdrucksmedium an die Hand zu geben und sie in Kontakt zu bringen mit Heranwachsenden vor Ort, um gegenseitigen Austausch zu befördern und Berührungsängste abzubauen.
  • Ein Filmprojekt zum Thema „Fußball“ und „Weltmeister sein“ für junge Autisten und Heranwachsende, die in betreuten Wohnformen leben. Ziel des Projekts war hier, ein Thema aufzugreifen und zu bearbeiten, welches für die Heranwachsenden zu dem Zeitpunkt sehr präsent war (Fußballweltmeisterschaft) und über die Filmarbeit bestimmte Kompetenzen zu fördern, die bei Autisten weniger stark sind, z. B. die Fähigkeit, sich in andere (Rollen) hinein zu versetzen, Gefühle, Gestik und Mimik zu deuten und gemeinsam an einer Sache zu arbeiten.
  • Ein Comic-Workshop, in dem das altbekannte Märchen vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf sehr frei interpretiert wurde: Rotschnepfchen als böse Immobilienmaklerin, die der Großmutter, dem guten Wolf und allen Tiere des Waldes die Lebensgrundlage zubetonieren will, aber durch Zeitreisen und Gedächtnismanipulation daran gehindert werden kann…die Teilnehmende des Comic-Workshops waren ältere, ehemalige Obdachlose und junge Heranwachsende aus dem Ort.
  • Eine digitale Krimi-Rallye mit dem iPad auf Basis der App Actionbound, mit der digitale Schnitzeljagden unter Einbindung von Filmen, Fotos, Audios, Comics etc. erstellt werden können. Teilnehmende waren Schülerinnen und Schüler einer Grundschule sowie einer Förderschule für Geistige Entwicklung. Ziel des Projekts war es, kreative Einsatzmöglichkeiten des iPads in Medienprojekten aufzuzeigen – die Schulen besaßen zwar bereits iPads, hatten aber noch keine wirklichen Erfahrungen mit der Anwendung.
  • Ein Medienprojekt in einer inklusiven Ganztagsschule, das die für Kinder sehr präsenten Themen „Helden“ und „Sammelalben“ aufgreift: Alle Kinder einer Klasse sollten sich mit eigenen Beiträgen in einem Sammelalbum präsentieren. Ziele waren, dass die Kinder sich mit Vorbildern und Helden, aber auch den eigenen Stärken und Schwächen auseinandersetzen und das Zusammengehörigkeitsgefühl mit der Klasse verbessert wurde.
  • Ein Audiodeskriptionsprojekt, welches Heranwachsende mit und ohne Sehbehinderung zusammenbringen will, um gemeinsam Filmbeschreibungen für selbst ausgewählte Kurzfilme zu erstellen, um hiermit auch eine Lücke zu schließen, nämlich die, dass es immer noch zu wenige Audiodeskriptionen gibt (Filmbeschreibungen für Blinde und Sehbehinderte, die zwischen den Dialogen beschreiben, was im Film zu sehen ist).
  • Ein inklusives medienpädagogisches Fotoprojekt für alle KITA-Kinder, unabhängig von einer Behinderung oder sprachlich-kulturellem Hintergrund, die Projekt-Flyer für die Eltern-Ansprache wurden dafür in mehrere Sprachen, u. a. Arabisch und Leichte Sprache, übersetzt.
  • Ein Filmdoku-Projekt über und mit einer inklusiven Kochgruppe: Die inklusive Kochgruppe übernimmt eigenverantwortlich die Mittagsversorgung für größere Gruppen und lernt sich dabei kennen. Ziel des Projekts war, den Mitgliedern der Kochgruppe Gelegenheit zu geben, ihre Arbeit über die Filmarbeit zu präsentieren und selbst zu Wort zu kommen. Über die kreative Filmarbeit lernte sich die Gruppe außerdem noch einmal ganz neu kennen.
  • Ein Hörspielprojekt für Grundschulkinder, das – da von einer ausgebildeten Logopädin durchgeführt – ganz nebenbei jede Menge Spiele und Übungen zur Förderung der auditiven Wahrnehmung beinhaltete.
  • Ein Kinder-machen-Fernsehen-Projekt